Schau mich an!

Schau mich an!

Ich bin gerade einige Tage auf Kurzurlaub und habe einen Tag für die Bahnfahrt genutzt. Dabei waren auch viele Familien, die den Naturpark besuchen wollten.

Die Kinder waren lebhaft, interessiert an der Landschaft und den Eigenschaften der Bahn, teilweise aufgeregt und wollten mit ihren Eltern über die Erlebnisse reden. Die Eltern reagierten dabei sehr unterschiedlich auf die Kontaktversuche ihrer Kinder.

Stellvertretend möchte ich hier die Interaktionen von zwei Familien mit Kindern im gleichen Altern beschreiben:

Familie 1

Ein 5jähriger Junge und ein 2jähriges Mädchen (im Kinderwagen) steigen mit ihren Eltern ein. Das Mädchen ist müde und jammert, bäumt sich im Kinderwagen auf und möchte heraus. Bei seinen Versuchen verliert es den Schnuller und der 5jährige Junge lacht es aus. Er fragt seinen Vater nach den Namen der Stationen, ohne eine Antwort zu bekommen.

Die Mutter ist auf ihr Mobiltelefon konzentriert und herrscht die Kinder an „Jetzt seid endlich einmal ruhig!“ Dabei rüttelt sie am Kinderwagen, um das Mädchen in den Schlaf zu schleudern. Dadurch steigern sich Aufregung und Geschrei deutlich. Der Vater ist ebenso mit seinem Mobiltelefon beschäftigt und ruft in regelmäßigen Abständen „Schluss jetzt!“

Beiden ist anzumerken, dass sie – jedenfalls in diesem Moment – mit ihren Kindern nichts zu tun haben möchten. Egal, was die beiden versuchen, sie bekommen von ihren Eltern nur Ablehnung entgegen gebracht.

Familie 2

Ein 5jähriger Junge und ein 2jähriges Mädchen (im Kinderwagen) steigen mit ihren Eltern ein. Das Mädchen ist müde und jammert – die Mutter spricht beruhigend mit ihm und streichelt es. Kurz darauf ist es eingeschlafen.

Der Junge kommt mit seinem Vater in den höher gelegenen Sitzbereich und schaut aus dem Fenster. Er ist sehr interessiert an der Landschaft, der Geschwindigkeit der Bahn und den Namen der Brücken und Tunnel. Der Vater hat ein Mobiltelefon in der Hand und sucht kurz Antworten auf die Fragen des Jungen. Sobald er diese gefunden hat, legt er das Telefon wieder hin und spricht mit seinem Sohn.

Die Unterschiede

Ganz klar ist: Die Kommunikation in den beiden Familien könnte gar nicht unterschiedlicher sein.

In Familie 1 bleiben die Kinder sich selbst überlassen und werden eher als Störfaktoren angesehen, die verhindern, dass sich die Erwachsenen mit ihrem Mobiltelefon beschäftigen können.

In Familie 2 erkennen die Eltern die Bedürfnisse der Kinder, bleiben mit ihnen in Kontakt und wirken dadurch viel entspannter. Die Kinder müssen nicht um Aufmerksamkeit betteln und erfahren Wertschätzung.

Spielt mit mir – nicht mit euren Handys!

Der 7jährige Emil aus Hamburg hat nun eine Demo unter dem Titel „Spielt mit mir – nicht mit euren Handys!“ geplant.

Der Bericht dazu in der Hamburger Morgenpost

Tipps & Tricks

1. Wollen Sie einen guten Kontakt zu Ihren Kindern haben? Dann schenken Sie ihnen Ihre Aufmerksamkeit, hören Sie zu, interessieren Sie sich für ihre Erlebnisse.

2. Wenn Kinder Wertschätzung erfahren, können sie sich zeitweise auch wieder selbst beschäftigen. Es ist nicht notwendig, die Kinder die gesamte Wachphase lang zu bespaßen.

3. Zeiten vereinbaren – je nach Alter der Kinder! Manchmal passt es gerade so gar nicht, sich die Erzählungen quasi in Echtzeit anzuhören. Dann ist es auch OK, das Kind zu vertrösten. Jedoch sollte die Zeitspanne nicht zu lang sein und dann auch wirklich eingehalten werden.

4. Schluss mit: „Wenn Erwachsene sprechen, bist du ruhig!“ Ich merke es immer wieder bei Besuchen bei Familien, dass die Kinder dazu angehalten werden, sich nicht ins Gespräch einzumischen. Ich mag das gar nicht, denn so werde ich für die Kinder zum Feinbild und zum Störfaktor und sie sehnen sich danach, dass ich mich verabschiede 😉

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