Dialekt im Seminar

Seminare im Dialekt halten! Ist dies möglich? Ja? Nein? Kommt drauf an?

Am 1. Seminartag habe ich mit der Gruppe abgeklärt, ob mein Dialekt verständlich ist und Zustimmung erhalten. Als am 2. Tag neue Teilnehmer_innen hinzu gekommen sind, habe ich verabsäumt, dies erneut zu besprechen. So kam es, dass ich anfangs mit Hilfe der Teilnahmeliste nach den Namen fragte und dabei schon nicht verstanden wurde. Jemand, der hochdeutsch hören will, tut sich tatsächlich mit meinem auch nach 22 Jahren in Wien noch vorhandenen oberösterreichischen Dialekt teilweise nicht ganz leicht.

 

Es ist für mich tatsächlich ein Dilemma

Wenn ich hochdeutsch spreche, halte ich wahrscheinlich eine halbe Stunde durch. Diese Zeit ist jedoch weder für mich noch für die Zuhörenden angenehm. Ich bekomme dann nämlich eine sehr angestrengte Stimme. Die Stimmbänder schwingen nicht mehr frei und die Luft wird durch den Kehlkopf gepresst.

Wenn ich gemäßigten Dialekt spreche bin ich spontan, unterhaltsam, klar in meinen Aussagen und natürlich auch entspannt.

 

Eine mögliche Lösung

ist tatsächlich, meinen Vortrag möglichst mit „Untertiteln“ zu belegen. Also wichtige Stichworte auf dem FlipChart festzuhalten oder eine Präsentation über den Beamer laufen zu lassen. Wann immer es möglich ist, setze ich daher Hilfsmittel ein, um es den Zuhörenden so angenehm wie möglich zu machen, meine Inhalte auch zu verstehen.

 

„Es ist die Verantwortung der/des Vortragenden, für alle verständlich zu sprechen“

Das hat vor einigen Jahren Ingrid Amon in einem fantastischen Workshop gesagt und mit uns einige Übungen gemacht, um die Stimme zu trainieren und den Resonanzraum voll auszuschöpfen.

So, was mache ich nun mit dieser Aussage, der ich zu 100% zustimme – und doch immer wieder in den Dialekt zurück falle.

Ich habe schon einen Sieg errungen, wenn ich die Geschwindigkeit etwas drossle. Denn wenn ich vor Begeisterung das ohnehin hohe Tempo noch steigere, wird es für auf hochdeutsch eingestellte Ohren wahrscheinlich sehr schwierig, mir zu folgen.

Es liegt also eine lange Übungszeit vor mir, wenn ich mich auch auf hochdeutsch wohlfühlen und stimmbandschonend sprechen will.

 

 

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