Kommunikation und Kränkung

Kommunikation ist normalerweise keine harmonische Angelegenheit. Wo Menschen zusammen kommen und reden, passieren auch Kränkungen und Verletzungen. Wo die individuelle Grenze zwischen gerade noch verträglich und kränkend liegt, kann nur jede Person für sich selbst entscheiden. Doch wie viel Verantwortung liegt bei der sprechenden Person?

In meinen Seminaren höre ich immer wieder den Satz „Ich möchte gerne einmal etwas sagen, aber die andere Person nicht kränken.“ Und genau darin liegt die Falle!

 

Denn auch ohne etwas zu sagen,

-> bauen sich Ärger, Abneigung und Frustration auf

-> meiden Sie den Kontakt so weit wie möglich

-> erleben Sie jede Abwesenheit der Person als Entlastung

-> wirkt die Körpersprache um vieles stärker als die verbale Kommunikation

 

Seminar zum Thema

 

In wenigen Tagen beginnt das nächste Kommunikationsseminar und in der Vorbereitung beschäftige ich mich immer vermehrt mit meinem eigenen Kommunikationsverhalten.

-> Wie viel sage ich nicht, obwohl ich es gerne sagen würde?

-> Wo nehme ich mich zurück in der Annahme, dass die andere Person mich dann nicht mehr mögen könnte?

-> Wann kann ich mir selbst treu bleiben?

 

Eine gute Vorbereitung führt zum Erfolg!

 

Denn mir ist sehr klar, dass ich die Situation aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen als belastend erlebe. Wenn ich die Perspektive wechsle, könnte es aber auch ganz anders sein. Wie sonst ist es zu erklären, dass verschiedene Personen völlig unterschiedlich auf dieselbe Szene reagieren?

Sehr hilfreich finde ich die Annahme, dass jede Person einen guten Grund hat, so zu handeln wie sie es macht. Auch wenn es mittlerweile unbewusste Handlungen sind – irgendwann haben sie sich bewährt und sind dann geblieben. So wie sich in Schubladen und im Abstellraum viele Sachen ansammeln – die könnten wir ja noch einmal brauchen – und auf ihren Einsatz warten.

Dieses in Kategorien denken entlastet unser Gehirn und ist dennoch so gefährlich. Sehr schnell projizieren wir Erfahrungen aus der Vergangenheit auf eine Person, die uns jetzt gegenüber steht – die Ähnlichkeit kann in der Frisur, in der Stimme, in der Statur und vielem anderen begründet sein. Sofort schaltet sich der Automatismus ein und entscheidet, welcher Kategorie die Person zugeordnet wird. Der erste Eindruck ist bekanntlich sehr schwer zu korrigieren. Umso besser ist es, sich dessen bewusst zu sein und immer eine zweite Begegnung als Vergleich heran zu ziehen, bevor eine endgültige Entscheidung getroffen wird.

 

So, und was hilft nun im Gespräch?

 

1. Weg von Generalisierungen und hin zu einer Einzelsituation, die objektiv berichtet werden kann!

Das nimmt auch gleich die Aggression aus dem Gespräch und bringt die andere Person nicht sofort in eine Verteidigungshaltung.

2. Was genau löst dieses Verhalten in mir aus? Welche Emotionen und Gedanken tauchen da auf?

Da geht es um Ehrlichkeit sich selbst und auch der anderen Person gegenüber. Was genau ärgert mich? Wodurch fühle ich mich verletzt? Ist es die Art, wie mit mir geredet wird? Ist es die Mimik, in der ich frühere Autoritätspersonen wieder erkenne?

3. Welche meiner Werte, Bedürfnisse, Strukturen sehe ich dadurch gefährdet?

Was für mich gut, wichtig und richtig ist, muss es nicht zwingend auch für die andere Person sein! Wenn ich also viel Struktur benötige und die andere Person lieber flexibel bleibt, macht es Sinn, darüber zu reden und einen Kompromiss zu finden oder eigene Nischen zu vereinbaren.

4. Wie soll es weiter gehen?

Welche Veränderung wünsche ich mir? Was trage ich dazu bei? Was passiert, wenn die andere Person dem nicht nachkommen will?

Diese Fragen und die Antworten darauf haben sich schon oftmals bewährt und sind die optimale Vorbereitung auf ein heikles Gespräch. Denn darüber reden ist immer noch besser als es verärgert und enttäuscht auszusitzen.

 

Kränkung ja oder nein?

 

Ob nun eine Aussage als kränkend empfunden wird oder nicht, entscheidet der/die Empfänger_in der Nachricht. Sehr wichtig ist jedoch, frühzeitig etwas zu sagen. Denn noch viel kränkender wird es erlebt, nach einigen Monaten oder Jahren zu hören, was nicht gepasst hat. Da ist dann die Wertschätzung auch gleich weg!

 

Also, nur Mut und mit guter Vorbereitung das Gespräch suchen. Dabei auch die Sichtweise der anderen Person respektieren und gemeinsam einen neuen Weg finden.

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